Die Corona-Krise bringt uns in eine bisher nie gekannte Situation. Zukunftsforscher Harald Welzer sieht darin Chancen, freut sich über eine "Sternstunde des demokratischen Staats" und hofft, dass in Zeiten von Covid-19 ein Umdenken stattfindet, welche Berufe als systemrelevant gelten.
Die Corona-Krise bringt uns in eine völlig ungekannte Situation: Keiner weiß, was nächste Woche passiert. Das ist schwer auszuhalten für alle, die auf Planbarkeit geeicht sind, sagt Harald Welzer. Noch nie hatten viele von uns so viel Zeit. Hat die gesellschaftliche Vollbremsung vielleicht auch ihr Gutes? Bringt uns das Nichtstun zu neuem Nachdenken? Zum Beispiel darüber, welche Berufsgruppen wirklich systemrelevant sind? Ob neun von zehn Meetings überflüssig waren und viele Geschäftsreisen eigentlich unnötig?
Harald Welzer, Soziologe und Sozialpsychologe, lehrt an der Europa-Universität Flensburg Transformationsdesign. Die Corona-Krise ist für ihn vor allem eins: eine Situation, die für alle neu ist und für die niemand ein Drehbuch hat. Aber er sieht Chancen, aus der Krise zu lernen. Bemerkenswert findet Welzer, dass die Regierenden kein parteipolitisches Kapital schlagen aus der Krise, sondern besonnen handeln. Eine "Sternstunde des demokratischen Staats", der unter Stressbedingungen erstaunlich gut funktioniert